1. Einleitung
Nachdem die Niedrigzinsphase den Regionalbanken – Sparkassen und Genossenschaftsbanken – in den ersten Jahren Rekordergebnisse beschert hat, wird sie, je länger sie dauert, zu einem noch nie gesehenen Bedrohungspotenzial für die Profitabilität. Die Erosion der Passivmargen und die schwindenden Ergebnisse aus der Fristentransformation
zeigen die Unzulänglichkeiten des traditionellen Geschäftsmodells in den veränderten Rahmenbedingungen schonungslos auf. Durch enorme Anstrengungen und auch Erfolge im Finanzierungsgeschäft konnten viele Häuser durch die dort erwirtschafteten Margen die Erosion der Zinsspanne noch aufhalten. In der weiteren Zukunft wird dynamisches Ertragswachstum durch steigende Ausleihungen durch die stark steigenden Eigenkapitalerfordernisse immer mehr ausgebremst. Das ablaufende Geschäft muss durch deutlich niedriger verzinstes Neugeschäft ersetzt werden. Auch im Provisionsbereich sind die Steigerungspotenziale nicht unbegrenzt. Nach den massiven Preiserhöhungen im Zahlungsverkehr in der jüngsten Zeit ist dieses Feld angesichts der intensiven Konkurrenz wohl ausgereizt. Auf der anderen Seite werden Provisionsgeschäfte aus Wertpapieren und Versicherungen im Mengengeschäft durch die starke Konzentration von Einkommen, Sparfähigkeit und Vermögen immer schwieriger und können die wachsende Lücke im Zinsgeschäft niemals abdecken. So bleibt am Ende des Tages als wichtigster Hebel zur Erzielung der erforderlichen Rentabilität die Produktivität der Bank. Diese Studie beleuchtet sowohl die Messung dieses wichtigen Parameters, die aktuelle Situation in Deutschland und in Österreich und zeigt Wege auf, die Produktivität nachhaltig zu steigern.
2. Definition und Messung der Produktivität bei Regionalbanken
Produktivität bezeichnet in der Ökonomie das Verhältnis von produzierten Leistungen („Output“) im Verhältnis zu den dazu eingesetzten Produktionsmitteln („Input“). Vor allem in der Industrie ist die Produktivität neben der Innovation der wichtigste Erfolgsfaktor und hat im Management seit jeher einen hohen Stellenwert. Aus diesem Grunde gibt es eine Vielzahl von Produktivitätskennzahlen, die auf die unterschiedlichsten Aspekte der Produktivität eingehen. Nachdem sich unterschiedlichste Produktivitätsniveaus zwischen Konkurrenten innerhalb einer Branche stark auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken, hat sich als Vergleichskennzahl vor allem die Umsatzproduktivität etabliert. Diese misst als Output den Umsatz – dadurch können auch unterschiedlich komplexe Produkte in eine Gesamtkennzahl einfließen – und als Input die zu dieser Leistungserstellung erforderlichen Kosten – Personal, Material, Vorleistungen und Abschreibungen auf den Kapitalstock. Damit werden auch unterschiedliche Fertigungstiefen vergleichbar; nicht berücksichtigt werden die Finanzierungskosten, da diese unabhängig von der „physikalischen“ Produktivität zu sehen sind.
Bei Banken – und damit auch bei Regionalbanken – wird zur Beurteilung von „Output/ Input“ traditionell die sogenannte Cost-Income Ratio verwendet. Diese Kennzahl ist bei den meisten Banken Bestandteil des Ziel- und Reportingsystems und genießt eine hohe Aufmerksamkeit des Managements. Allerdings weist diese Kennzahl zur Beurteilung der Produktivität in den Leistungsprozessen einer Bank erhebliche Probleme auf und wird von vielen Experten kritisch betrachtet. Im Zentrum der Kritik steht vor allem die Messung des „Outputs“ durch die Betriebserträge einer Bank. Diese umfassen im Gegensatz zu den allermeisten Industrieunternehmen nicht nur das Kundengeschäft, sondern eben auch das sogenannte Eigengeschäft. Während sich die Erträge aus dem Kundengeschäft aus den Zinsmargen von Krediten und Einlagen sowie aus Provisionen für erbrachte Dienstleistungen und Vermittlungen (Zahlungsverkehr, Wertpapiere, Fonds, Versicherungen, Bausparer etc.) zusammensetzen, ergibt sich der Ertrag aus dem Eigengeschäft aus gezielt eingegangenen Risiken außerhalb des Kundengeschäftes. Dazu gehören vor allem Zinsänderungs- und Liquiditätsrisiken (wohl die wichtigste Kategorie) sowie Marktrisiken wie Credit-Spreads oder Aktien und Beteiligungen aus dem Depot A.