Vorbemerkungen
Seit dem Ausbruch der Finanzkrise haben die internationalen Zentralbanken das Zinsniveau auf ein rekordtiefes Niveau gesenkt. Damit werden Staaten und Banken mit günstiger Liquidität versorgt und sollen Konsumenten und Unternehmen zu Investitionen angeregt
werden. Vor allem auch wird so Zeit gewonnen, um die Staatshaushalte zu konsolidieren und das europäische Bankensystem zu stabilisieren. Eine Bilanz nach fünf Jahren Tiefzinspolitik fällt allerdings ernüchternd aus: Zwar konnten die Credit Spreads von Staaten und Banken durch direkte Zentralbankrefinanzierung zwischenzeitlich wieder beruhigt werden, trotzdem sind die Ursachen der Krise weder in den Staatshaushalten der meisten EU-Staaten und dadurch noch in vielen Bankbilanzen nur annähernd gelöst. Damit kann die Krise jederzeit und unvermutet aufflackern und neue Turbulenzen verursachen.
Diese Situation hat auch auf jene Teile der Kreditwirtschaft, die nicht
unmittelbar von der Finanzkrise betroffen sind – nämlich die regionalen Banken und Sparkassen – erhebliche Auswirkungen. Ein weiterhin tiefes Zinsniveau wird die Ertragskraft deutlich vermindern und verlangt eine konsequente strategische Ausrichtung auf diese Situation. Noch sind die Gewinne der Banken auf hohem Niveau und sollten neben der Stärkung der Eigenmittel auch in ein robusteres und
effizienteres Geschäftsmodell im Kundengeschäft investiert werden.
Im folgenden Thesenpapier beleuchtet die CONFIDUM die kommenden Rahmenbedingungen und zeigt strategische Konsequenzen für das Management von Regionalbanken auf.
1. Zinsniveau, Fristentransformation und Liquiditätskosten
Eine Analyse der Auswirkungen des Zinsniveaus muss die wichtigsten Ertragsquellen einer Regionalbank umfassen: Die Margen im Kundengeschäft, den Strukturbeitrag aus der Fristentransformation sowie die Liquiditätskosten, die für die Refinanzierung aufzuwenden sind; daneben ist auch das Kundenverhalten, dass durch die Situation der „finanziellen Repression“ indiziert ist, ins Kalkül zu ziehen.
Die Entwicklung der Kundenmargen ist sehr unterschiedlich und durchaus komplex. Im Firmenkundengeschäft sind die Margen tendenziell gestiegen, auch wenn momentan der Wettbewerb unter den Regionalbanken wieder einen Druck auf die Margen erzeugt. Hier spielt es eine Rolle, dass das absolute Zinsniveau auch bei gestiegenen Margen immer noch sehr niedrig ist. Zusätzlich sind die Risikokosten aufgrund der guten Wirtschaftslage der deutschen Unternehmen auch auf einem Rekordtief. In der Baufinanzierung ist der Wettbewerb intensiv wie noch nie. Verstärkt durch eine Vielzahl von Webportalen und Finanzvertrieben haben die Schnäppchenjäger Hochkonjunktur. Als Folge haben sich die Margen nicht so schnell erhöht wie die Zinsen gesunken sind und bewegen sich derzeit wieder auf tieferem Niveau. Wenig ins Gewicht fallen die Konsumkredite: diese haben zwar gestiegene Margen zu verzeichnen, sind aber vom Volumen bei den meisten Regionalbanken von geringer Bedeutung.