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Risiko-& Eigenkapitalmanagement

Kernkapital extern sichern – neue Lösungen für Regionalbanken

Das Kernkapital wird die künftige Geschäftsentwicklung der Sparkassen, Geno-Banken stark determinieren, externe Kapitalstärkung über AT1-Emission

Hans-Joachim Schettler, Managing Director CONFIDUM Financial Management Consultants AG, St. Margrethen CH 

I. Ausgangslage und Hintergründe

Der Fachbeitrag reflektiert die Ausgangslage der Geno-Banken und Sparkassen zum Thema Kernkapital und zeigt neue, konkrete Lösungen für Banken und Sparkassen auf, das Kernkapital extern zu stärken.

1. Sparkassen und Geno-Banken brauchen Kapital – von außen

Bereits im letzten Fachbeitrag zum Thema vom 19.08.2022 wurde deutlich, dass im Zuge der Finanzkrise die Stärkung der Eigenkapitalbasis der europäischen Banken das zentrale Anliegen der Aufsichtsbehörden ist. Was ist seither passiert?

Der Finanzstabilitätsbericht vom November 2022 brachte die Zahlen an die Öffentlichkeit, die von Experten befürchtet worden waren: Die Zinswende hat das Zinsänderungsrisiko der deutschen Sparkassen und Geno-Banken schlagend werden lassen. Demnach betrugen die Abschreibungen auf eigene Wertpapiere 12,3 Mrd. € – das entsprach 5,6 % des Kernkapitals; um dazu einen Ausgleich zu schaffen, haben die Sparkassen und Geno-Banken nahezu ihre gesamten stillen Reserven von 21,8 Mrd. € aufgelöst. Nachdem das Kapital innerhalb der Sparkassen und Geno-Banken nicht gleich verteilt ist, schätzen wir, dass bei mindestens einem Drittel der Institute die Eigenkapitalsituation angespannt ist und rasche Maßnahmen erforderlich sind. Durch Umwidmung festverzinslicher Wertpapiere des Depot A in das Anlagevermögen konnten die Bilanzen und die G+V für 2022 zwar geschlossen werden, Risikotragfähigkeit und Kapitalausstattung haben aber massiv gelitten.

Im vergangenen Jahr haben einzelne Geno-Banken über den Verkauf von Geschäftsanteilen die Kapitalbasis bei den Mitgliedern gestärkt, doch wird dies am langen Ende nicht ausreichen, die Anforderungen zu stemmen. Ein Einbremsen des Neugeschäftes zur Erhöhung der Eigenkapitalquote ist auch keine valide Option. Dadurch wird die Profitabilität eingeschränkt, eine Stärkung des Eigenkapitals über Thesaurierung von Gewinnen verhindert und zusätzlich die Marktposition erheblich geschwächt. Auch eine Verschärfung des Kostenmanagements wirkt nicht so rasch, wie es erforderlich wäre, um die Kapitalquote kurzfristig anzuheben. Aus unserer Sicht ist die zweckmäßigste Strategie eine externe Stärkung des Kernkapitals über AT-1-Kapital (Art. 51 ff. CRR).

Dieses im Zuge der Finanzkrise geschaffene Instrument wird von den Großbanken intensiv genutzt, Sparkassen und Geno-Banken haben das Potenzial bisher nicht erschlossen. Geht man von einem durchschnittlichen Potenzial von zwei Prozentpunkten (1,5 % Säule 1 plus 0,5 % aus SREP-Anforderungen) an möglichem AT-1-Kapital aus, so könnten die Sparkassen und Geno-Banken ihr Kernkapital um ca. 25 Mrd. € ausbauen. In der Zwischenzeit gibt es auch ein speziell ausgerichtetes Angebot am Markt. Als Alternative zur Ausgabe von neuen Aktien oder Werbung von Mitgliedern wurde das Instrument des Contingent Convertible Bonds (CoCo-Bonds) geschaffen. Dieses Kapitalinstrument ist in der Zwischenzeit unter dem Begriff „Additional Tier 1 Capital – AT-1“ in der Capital Requirement Regulation, kurz CRR (Art. 52 bis 54), verankert. Bislang wurde die Begebung von CoCo-Bonds von Banken aus UK, Schweiz, Frankreich und Spanien dominiert. Der Anteil der deutschen Banken an den AT-1-Emissionen ist traditionell gering und entfällt im Wesentlichen auf die SI-Banken.

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Risiko-& Eigenkapitalmanagement

Neue Wege und Lösungen für Banken und Sparkassen zur Beschaffung von zusätzlichem Kernkapital, Hintergründe und Umsetzungswege

Stärkung Eigenkapital mit zusätzlichem Kernkapital über AT1 Emission

Bessere Zukunftsfähigkeit für Banken und Sparkassen durch gestärktes Kernkapital, konkrete Lösungswege durch Emission von AT-1 Kapital

Vorbemerkung: Die Rettung der Credit Suisse – Auswirkungen auf den AT1 Markt

Am Wochenende um den 19. März 2023 wurde die Credit Suisse durch die UBS not-fallmäßig übernommen. Diese Operation wurde durch die Schweizer Banken-aufsicht FinMa, die Schweizer Nationalbank SNB und die Schweizer Regierung orchestriert. Neben einem tiefen Kaufkurs von ca. 75 Rappen für die Aktien wurde auch bekannt gegeben, dass alle ausstehenden AT1 Instrumente in Höhe von ca. 17 Mrd. USD komplett herabgeschrieben werden. Das hatte am 20. März 2023 auch Auswirkungen auf die AT1 Instrumente anderer Banken, die im Durchschnitt um ca. 10 % in den Kursen nachgaben. Aktuell liegen die Renditen von DACH-Großbanken bei ca. 13 %. Ähnliche Verwerfungen gab es schon während der Corona-Krise und im letzten Quartal 2022 – damals waren vor allem die steigenden Zinsen und die geopolitischen Ereignisse und eine ungewisse Konjunkturerwartung die Auslöser.

Diese Verfügung der FinMa hat bei den AT1 Investoren weltweit große Empörung, aber auch Verunsicherung ausgelöst. Beanstandet wird insbesondere die Reihen-folge der Herabschreibung – die Eigenkapitalgeber werden zu Lasten der AT1 Geber bevorzugt und die vorgesehene Kaskade bezüglich Verlusttragung wird auf den Kopf gestellt.

Um die mittelfristigen Aussichten von AT1 Kapital beurteilen zu können, muss man zunächst das Risiko dieser Instrumente im Detail betrachten. Eine Herabschreibung ist dann vorzunehmen, wenn die Kernkapitalquote unter einen Wert von 5,125 % oder einem höheren in den Bedingungen festgelegten Wert fällt (Trigger). In den Bedingungen können auch weitere Ereignisse definiert werden, unter deren Bedin-gungen eine Herabschreibung vorgenommen wird. Damit ist AT1 Kapital auch im „going-concern“ Fall ein Verlustträger, allerdings erst nachdem das CET-1 Kapital unter einen bestimmten Wert fällt.
Nun hatte die Credit Suisse noch zum Jahresultimo eine Kernkapitalquote von ca. 14 % ausgewiesen, der Trigger zur Herabschreibung lag bei 7 %. Allerdings ist in den AT1 Anleihebedingungen der Credit Suisse auf Grundlage der Eigenmittelver-ordnung auch ein „Viability Event“ definiert, das den Regulator ermächtigt, in Krisen-situationen eine Herabschreibung vorzunehmen. In einer Stellungnahme hat sich die FinMa auf diese Klauseln und auf das Notrecht zur Rettung der CS bezogen – ob dieses Vorgehen rechtmäßig war, wird in den sich schon abzeichnenden Gerichts-verfahren geklärt werden. Im Rahmen der CRR sind solche „Viability Events“ nicht zwingend vorgeschrieben. AT1 Instrumente von EU-Banken beschränken sich daher auf den Kapital Trigger als Herabschreibungs-Event.

Der Fall Credit Suisse zeigt nun aber sehr deutlich, dass „Too Big to Fail“ nicht bei AT1 Instrumenten gilt. Diese sind gerade so beschaffen, dass Risiko in einer Krise auch außerhalb eines Insolvenzverfahrens getragen wird. Gerade deswegen werden auf diese Instrumente auch entsprechende Risikoprämien bezahlt.

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Kapital- und Renditeoptimierung über AT1 Kapital – neue Option für Regionalbanken

AT1 Kapital – starke Inanspruchnahme durch SI-Banken

Nachdem im Zuge der Finanzkrise die Stärkung der Eigenkapitalbasis der europäischen Banken das zentrale Anliegen der Aufsichtsbehörden war, wurde als Alternative zur Aus-gabe von neuen Aktien das Instrument des Contingent Convertible Bonds geschaffen. Dieses Kapitalinstrument wurde in der Zwischenzeit unter dem Begriff „Additional Tier 1 Capital – AT1“ in der CRR (Art. 52 bis 54) verankert. Der Hintergrund war es, dass mit dem Verfall der Kurse der Bankaktien weit unter den Substanzwert Kapitalerhöhungen zu starken Verwässerungen der Altaktionäre geführt hätten und kaum platzierbar waren.
Seit ihrer Einführung im Jahr 2009 haben die europäischen Banken bisher mehr als 300 Mrd. EUR an sogenannten AT1 Anleihen emittiert. Dominiert wird dieser Markt von Ban-ken aus UK, Schweiz, Frankreich und Spanien. Der Anteil der deutschen Banken an den AT1 Emissionen bewegt sich dabei unter 5 %. Eine genauere Analyse zeigt, dass die meisten SI-Banken ihre AT1 Emissionspotenziale nahezu ausgeschöpft haben. Auf der anderen Seite haben die LSI Banken, die vor allem aus regional tätigen Banken und Bankenverbünden bestehen, bisher AT1 Kapital nur in geringsten Mengen in Anspruch genommen. Das bestätigt den geringen Anteil von Deutschland – dort wird der Banken-markt vor allem durch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken dominiert. Traditionell verfügen diese Institute ausgehend von der Thesaurierungspraxis der erzielten Ge-winne über CET-1 Kapital Ausstattungen, die weit über dem regulatorischen Erfordernis stehen.

Zunehmende Anspannung bei den Eigenmitteln der Regionalbanken

Diese Situation hat sich in den letzten 5 Jahren deutlich verändert und die Anspannung bezüglich der Eigenkapitalausstattung hat spürbar zugenommen. Dafür verantwortlich waren vor allem zwei Entwicklungen:

  • Die anhaltende Niedrigzinsphase hat die Zinsspanne erodieren lassen – die Sparkas-sen und noch mehr die Genossenschaftsbanken haben darauf mit einer expansiven Kreditstrategie reagiert. Damit sind die RWA als Basis der regulatorischen Eigenmit-telberechnung stark angestiegen und auch das Zinsänderungsrisiko als wichtigster Bestandteil des ICAAP ist damit entsprechend mitgewachsen. Nachdem das Gewinn-wachstum mit dem Anstieg der RWA nicht mitgehalten hat, sind die Eigenmittelquoten vor allem seit 2019 vielfach rückläufig.
  • Seitens der Aufsichtsbehörden steigen die Anforderungen bezüglich des Eigenkapitals ständig an. Insbesondere die Säule 2 legt individuelle Zuschläge zur Kapitalanforde-rung (SREP) fest, die in Deutschland durch die Allgemeinverfügung zum Zinsände-rungsrisiko flächendeckend für LSI-Banken eingeführt wurden. Die Einführung von Basel IV wurde aufgrund der COVID-19 Pandemie zwar verschoben, signifikante Er-leichterungen sind aber nicht zu erwarten. Eine weitere Verschärfung ergibt sich aus dem ICAAP und den dazugehörigen neuen Leitlinien zur Berechnung des ökonomi-schen Risikos.
    Wenn die Regionalbanken aufgrund des sich nicht abzeichnenden Endes der Niedrig-zinspolitik der EZB weiter dynamisch wachsen wollen, ist dies nur mit einer Stärkung der Kapitalbasis möglich. Nachdem dies über Innenfinanzierung aus einbehaltenen Gewin-nen immer schwieriger wird, rückt die externe Kapitalaufbringung als strategische Option immer mehr in den Fokus der Bankenvorstände.

Externe Kapitalbeschaffung durch Regionalbanken

Grundsätzlich sind zur externen Kapitalbeschaffung durch Regionalbanken drei unter-schiedliche Strategien gangbar: Erhöhung des gezeichneten Kapitals, Emission von zu-sätzlichem Kernkapital (AT1), Emission von Ergänzungskapital (T2). Damit verbunden sind unterschiedliche Vor- und Nachteile, die im Folgenden beleuchtet werden:

Erhöhung des gezeichneten Kapitals:
Diese Variante hängt zunächst davon ab, über welche Rechtsform eine Regionalbank verfügt. Bei den Sparkassen als öffentlich-rechtliche Institute ist diese Option aufgrund des Beihilfeverbotes der EU kein praktisch gangbarer Weg. Kapitalerhöhungen seitens der Gewährträger sind nur dann zulässig, wenn diese aufgrund von Stresssituationen unvermeidlich sind und wenn diese gemeinsam mit einem Restrukturierungsplan von der EU-Kommission bewilligt werden.
Anders liegt der Fall bei den Genossenschaftsbanken – diese können ihr Grundkapital durch Ausgabe von Genossenschaftsanteilen erhöhen.

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Bankenumfeld

Commerzialbank Mattersburg: Präzendenzfall einer Fake-Bank – Lehren für die Zukunft

Vorbemerkungen

Die Pleite der Commerzialbank Mattersburg erschüttert derzeit die Österreichische Bankenwelt. Der Vorstand einer kleinen burgenländischen Regionalbank hat über Jahre mit formal perfekt gefälschten Geschäften die Zahlungsfähigkeit und Solvabilität der Bank vorgetäuscht („Fake-Banking“) und nun einen enormen wirtschaftlichen Schaden zurückgelassen. Die Schätzungen der Experten gehen davon aus, dass am Ende des Tages ca. 700 Mio. EUR von unterschiedlichsten Gläubigern abgeschrieben werden müssen.

Als Folge ist nun eine intensive mediale und auch juristische Auseinandersetzung ausgebrochen, wer dafür verantwortlich ist; im Kreuzfeuer stehen neben dem geständigen Vorstand der Aufsichtsrat, der Wirtschaftsprüfer, die Bankenaufsicht FMA und ÖNB und auch die burgenländische Landesregierung als Aufsichtsorgan der Holdinggenossenschaft. Nachdem teilweise sehr hohe Summen auf dem Spiel stehen, ist davon auszugehen, dass sich die rechtlichen Verfahren über alle Instanzen noch Jahre ziehen werden. Für alle Betroffenen sind das bedeutende Entscheidungen, die von Anwälten und auch Gerichten vieles abverlangen werden. Viel wichtiger ist aber die Fragestellung, welche Konsequenzen gezogen werden müssen, damit solche Pleiten künftig verhindert werden können.

Der Ausgangspunkt dieser Debatte liegt bei der Frage, ob es erkennbare Auffälligkeiten gegeben hat, die genügend Grund dazu gegeben hätten, das Geschäft der Bank tiefergehend als üblich zu untersuchen und zu prüfen. Wenn man die Kennzahlen der Commerzialbank Mattersburg analysiert, so fällt sofort die ungewöhnliche Konstellation im Zinsgeschäft auf. Der Nettozinsertrag gemessen an der Bilanzsumme liegt am oberen Ende aller vergleichbaren Regionalbanken. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase ist das – wenn überhaupt – nur möglich, wenn ein ausgeprägtes Kreditgeschäft eine Loan-Deposit Ratio weit über 100 % bewirkt. Im Fall der Commerzialbank Mattersburg lag dieser Wert in den letzten Jahren unter 60 %, zuletzt sogar unter 50 %. Gleichzeitig kann man aus der öffentlichen Bilanz ablesen, dass auf die Einlagen noch 2018 ca. 0,9 % Zins (Zinsaufwand in % Bilanzsumme ca. 0,8%) bezahlt wurde. Die Konkurrenz hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon an die Null-Linie angenähert. Im Umkehrschluss bleibt in der realen Bankenwelt eigentlich nur mehr eine Möglichkeit die erforderlichen Zinseinnahmen zu generieren, nämlich höchste Risiken im eigenen Depot einzugehen. Vergleicht man die Nettozinsspanne aus Kunden- und Interbankgeschäften mit der erweiterten Zinsspanne inklusive der Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen, so ergeben sich nur marginale Differenzen. Um diese Erkenntnis zu gewinnen, sind keine Geheim- oder Raketenwissenschaften erforderlich – jeder Experte, der mit dem Geschäft der Regionalbanken vertraut ist, entdeckt rasch diese Ungereimtheiten und stellt die Frage nach dem Geschäftsmodell, dessen Gewinne man sich aus den üblichen Rahmenbedingungen nicht erklären kann. Das ist ungefähr so, wenn ein kleiner und übergewichtiger Mensch Hochsprungresultate vorweist, die mit in der Landesspitze liegen.

Der Wirtschaftsprüfer

Die Aufgabe des Wirtschaftsprüfers ist zunächst die Überprüfung der formellen Richtigkeit des Jahresabschlusses auf der Grundlage der geltenden Rechnungslegungsvorschriften. Nachdem in den Medien von sehr professionellen Fälschungen der Buchungsbelege die Rede ist, kann davon ausgegangen werden, dass diese Prüfungen wohl richtig ergangen sind. Trotzdem muss es die Verantwortung eines Wirtschaftsprüfers sein, auch die Logik des Geschäftsmodells auf Basis der Kennzahlen der Rechnungslegung zu verstehen. Dazu ist der Wirtschaftsprüfer auch berechtigt, in den Dialog mit dem Management und dem Aufsichtsrat einzutreten. Im konkreten Fall war es wohl so, dass vor allem im – vorgetäuschten – Interbankengeschäft ungewöhnlich hohe Zinsen an die Commerzialbank Mattersburg bezahlt worden sind. An dieser Stelle hätte man jedenfalls einhaken müssen, und hätte wohl festgestellt, dass es dafür keine nachvollziehbaren Gründe gibt. Damit hätte man genügend Veranlassung gehabt, diese Geschäftsbeziehungen näher zu überprüfen und direkte Bestätigungen zu verlangen. Dass dies nicht geschehen ist, kann nur an mangelnder Bankenexpertise des Prüfers gelegen haben.

Damit ergeben sich für die Zukunft folgende Postulate für die Wirtschaftsprüfer von Banken:

  • Sicherstellung der erforderlichen Expertise: Die Aufsichtsbehörde sollte auch für die Wirtschaftsprüfer einen „Fit & Proper“ Check durchführen, der an ein entsprechendes Bündel an Kriterien geknüpft ist
  • Erhöhung der Haftungsgrenze für die Wirtschaftsprüfer und Einführung von personellen Haftungen
  • Verhinderung von Interessenskonflikten durch eine engere zeitliche Begrenzung der Mandatsdauer und ein Verbot von Unternehmensberatungsdienstleistungen für Wirtschaftsprüfer
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Versicherungen

Der menschliche Faktor in der Digitalisierung: Versicherungsvertrieb im Spannungsfeld von Convenience, Produktivität und Disruption

Die CORONA-Krise hat die Finanzwelt voll im Griff und den operativen Alltag von Banken und Versicherungen innerhalb von wenigen Tagen komplett gedreht. Während die Banken aber über die Auswirkungen auf die Kreditportfolios in ihrem Kerngeschäft betroffen sind, ist bei den Versicherungen auch der Geschäftsbetrieb – über die gesamte Wertschöpfungskette von Verkauf über Policen-Administration und Schadenmanagement – durch die Beschränkungen des „Lockdowns“ massiv beeinflusst. Von besonderer Bedeutung ist der Stand der Digitalisierung – hier bietet die Krise im Nachgang auch enorme Chancen zur nachhaltigen Steigerung der Produktivität und auch der Qualität – ganz besonders an der Kundenschnittstelle.

Versicherungsprodukte brauchen „Push“

Viele Versicherungsprodukte eignen sich aus mehreren Gründen nur eingeschränkt für den Direktvertrieb. Das beginnt bei der „gespürten Notwendigkeit“ des Produktes. Nur wenige Versicherungen – KFZ ist so ein Beispiel – sind unmittelbar mit einem dringenden Konsumwunsch verbunden und müssen daher unmittelbar und zeitkritisch beschafft werden. Die meisten Produkte der Branche sind aus Sicht der Konsumenten eher mit unangenehmen Themen verbunden, sie bringen Kosten ohne sofort ersichtlichen Nutzen mit sich und zudem sind sie oft durch die Komplexität der abgedeckten Risiken nur schwer zu verstehen. Nur wenige Menschen wachen in der Früh mit dem unbändigen Bedürfnis auf, im Laufe des Tages eine Versicherung abzuschließen. Deshalb wird der Versicherungsberater – ob eigener Außendienst oder Makler – auch künftig die entscheidende Schnittstelle zwischen Kunde und Versicherung bilden. Das haben auch die großen Internetgiganten wie Google, Apple, Amazon oder Facebook erkannt, die sich aus unterschiedlichen Gründen im Gegensatz zu Zahlungsverkehrsdienstleistungen im Thema Versicherungsvertrieb zurückhalten. Der eigenständige Online-Vertrieb von Versicherungen wird mittelfristig zweifellos zunehmen, ist aber in den nächsten Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit nur für ausgewählte Sparten und Kundengruppen wirklich relevant. Beispiele dafür sind die KFZ-Versicherung für Privatkunden, Reiseversicherungen oder einfache Sachversicherungsprodukte. Viel bedeutender für komplexere Produkte wird wohl der persönliche Vertrieb über digitale Tools wie Skype oder speziell entwickelte Applikationen – hier bringt die Corona Krise einen Anschub, der sich weiter in die Zukunft übertragen lässt.

Höhe Erwartungen an die Digitalisierung des Versicherungsvertriebs

Auf der anderen Seite wurden in den letzten Jahren von den Versicherungsunternehmen enorme Investitionen in die Digitalisierung getätigt, die neben den internen Prozessen auch den Vertrieb strategisch neu positionieren sollen:

  • Verbesserung des Kundenerlebnisses in Beratung, Abschluss und Service
  • Hohe, einheitliche und ganzheitliche Beratungsqualität und (Über-)Erfüllung der regulatorischen Vorgaben
  • Freispielen der Betreuer von Verwaltung und Administration
  • Steigerung der Produktivität durch Gewinnung und Distribution von Hot-Leads und moderne Steuerung
  • Umsetzung von end2end-Prozessen

Sind diese Ziele richtig umgesetzt, gewinnt der Vertrieb massiv an Qualität und Produktivität. Damit wird die Digitalisierung im Vertrieb zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Wettbewerb.

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Bankenumfeld

Niedrigzinsen, japanische Analogien und Szenarien für die deutschen Regionalbanken

Nachdem die von den Banken herbeigesehnte und vielfach prognostizierte
Zinswende ausgeblieben ist, setzt sich die Erkenntnis durch, dass auch in Europa langfristig „japanische Verhältnisse“ vorherrschen werden. Die jüngsten Entscheidungen der EZB, aber auch der amerikanischen Notenbank bringen wohl auf Dauer einen negativen Leitzins. In Japan bewegen sich die Zinssätze seit dem Ende der 1990er Jahre in der Nähe der Null‐Linie, nachdem die Bank of Japan schon 1990 als Antwort auf den Aktiencrash und die Immobilienkrise begonnen hatte, die Zinsen zur Konjunkturstützung innerhalb von 5 Jahren von ca. 6 % auf 0,5 % zu senken. Um die Auswirkungen der Niedrigzinsen auf die deutschen Regionalbanken abzuschätzen, ist ein Blick auf die japanische Bankenlandschaft ein hilfreiches Beispiel, wirksame Strategien zu entwickeln. Dabei sind allerdings auch einige Unterschiede zu berücksichtigen. Das betrifft zum einen das ökonomische Umfeld, das in Japan schon stark von einem Bevölkerungsrückgang betroffen ist und einer schwachen Kreditnachfrage, die wenig Wachstum im inländischen Markt erlaubt. Zusätzlich kommt die japanische Kreditwirtschaft aus einem sehr protektionistischen Umfeld, das erst in den letzten 10 Jahren liberalisiert worden ist.

Das japanische Bankensystem weist einige Ähnlichkeiten mit dem deutschen Bankensystem auf: In beiden Ländern gibt es Großbanken, die weitreichende internationale Geschäftsaktivitäten umfassen. Diese werden durch mehrere Gruppen von Regionalbanken ergänzt, die in Kombination mit dem Privatkundengeschäft vor allem die regionale und mittelständische Wirtschaft finanzieren und stark öffentlich und genossenschaftlich geprägt sind. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Auswirkungen und Reaktionen der Bankengruppen auf die anhaltenden Tiefzinsen ausgefallen:

Aufgrund der Fristentransformation und der deutlich längeren Zinsbindung auf der Aktivseite sind in den ersten Jahren der Tiefzinsphase die Nettozinsspannen angestiegen und haben die Profitabilität der japanischen Banken erhöht – dasselbe kann man auch in Deutschland beobachten. Die zurückliegenden Rekordergebnisse der deutschen Regionalbanken sind vor allem ein Resultat der europäischen Zinspolitik in Kombination mit der typischen, von einer langen Aktivseite geprägten Bilanzstruktur – mit überlegenen Geschäftsmodellen hat das wenig zu tun. Damit wurde aber die Basis geschaffen, das Kernkapital auszubauen und eine expansive Kreditstrategie zu verfolgen.

Nach ca. 10 Jahren sind dann die japanischen Zinsspannen immer stärker abgesunken und auch der absolute Zinsüberschuss hat, bedingt durch die geringe Kreditnachfrage, stagniert. Das ist in der Folge weiter verstärkt worden: Der intensive Wettbewerb hat zusätzlich zum sinken‐den Basiszins die Margen stark beeinträchtigt. Aktuell liegen die Nettozinsspannen der Regionalbanken bei 90 BP der Bilanzsumme und haben sich auf diesem Niveau stabilisiert. In Deutschland hat die Erosion der Zinsspanne auch schon sichtbar begonnen, aufgrund des Wirtschaftswachstums und den steigenden Immobilienpreisen und Investitionen konnte das absolute Zinsergebnis der VR‐Banken und der Sparkassen zuletzt aber durch eine expansive Kreditstrategie gehalten werden.

  • Die Provisionseinnahmen konnten aufgrund des intensiven Wettbewerbs von den japanischen Banken nicht gesteigert werden–ihre Bedeutung hat zwar prozentuell zugenommen, das ist aber eine Folge der Erosion des Zinsergebnisses. Hier konnten die deutschen Institute aufgrund flächendeckender Preiserhöhungen im Zahlungsverkehr doch spürbare Steigerungen verzeichnen; ob dies angesichts der im Vormarsch befindlichen Direktbanken und Neo‐Banken ein Pyrrhus‐Sieg war, werden die nächsten Jahre zeigen. Aktuell wechseln aber immer mehr Kunden zu Anbietern, die gebührenfreie Kontomodelle auf digitaler Basis anbieten. Sollte sich dies weiter beschleunigen, so werden die Provisionserträge wieder erodieren.
  • Die fehlende Kreditnachfrage wurde zunächst mit Investitionen in japanische Staatsanleihen kompensiert und die A‐Depots wurden kräftig ausgeweitet. Aufgrund der aktuellen Verzinsung ist diese Strategie nicht mehr rentabel und risikoadäquate Alternativen im Kreditgeschäft sind außerhalb der Ballungsräume Tokio, Kanagawa und Osaka nicht in Sicht. Ähnlich die Situation in Deutschland – Banken in den prosperierenden Ballungsräumen wie München oder Stuttgart profitieren von der regionalen Kreditnachfrage aus dem Immobilienbereich und der Realwirtschaft, in ländlichen Räumen und vor allem in den neuen Bundesländern leiden die Banken unter schlechten Loan/ eposit Ratios, die durch Anleihen im Depot A nicht mehr risikoadäquat auszugleichen sind. An dieser Stelle spielen die Finanzierungsplattformen – derzeit noch vor allem in der Hypothekarfinanzierung eine immer wichtigere Rolle zur Generierung von Zinserträgen. In Summe führt diese Entwicklung aber zu einem Margenverfall, der sämtliche Regionen trifft und das Zinsergebnis aller Banken beeinträchtigt.
  • Die japanischen Großbanken und auch die großen Regionalbanken sind ins Ausland expandiert und haben damit das Geschäft stark diversifiziert. Diese Möglichkeiten stehen aber den meisten Regionalbanken und Genossenschaftsbanken nicht zur Verfügung. Diese haben im Geschäftsmodell nur die Möglichkeit im Verdrängungswettbewerb.
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Bankenumfeld

Raiffeisen Schweiz vor großen Herausforderungen – was kann man von den genossenschaftlichen Banken der Nachbarländer lernen und was nicht?

Nach Jahren der Erfolgswelle steht die Raiffeisengruppe Schweiz vor Herausforderungen, die eine Vielzahl von Themen betrifft: Corporate Governance und Rechtsform, Geschäftsmodell, Autonomiegrad und auch die Regulatorik. Ausgelöst wurde die Debatte um den Zukunftsweg der Raiffeisen Schweiz durch die Vorkommnisse in der Ära Pierin Vincenz, die derzeit Gegenstand einer Reihe von Untersuchungen (Staatsanwaltschaft Zürich, FinMa und jüngst der „Gehrig-Bericht“) sind. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen bisher vor allem die personellen Konstellationen bezüglich Verwaltungsrat und Geschäftsleitungdiese sind in den letzten Monaten geklärt worden. Damit ist die Erneuerung aber nicht am Ende, sondern steht erst am Beginn. Um in dieser Phase der Neustrukturierung Orientierungspunkte zu bekommen, lohnt ein Blick über die Grenze zu den genossenschaftlichen Schwesterorganisationen, vor allem nach Deutschland und Österreich.

In all diesen Ländern entstanden um die Jahrtausendwende des 19. zum 20. Jahrhundert nach den Ideen von Hermann Schultze-Delitzsch und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Kreditgenossenschaften, die vor allem den Landwirten Zugang zu Krediten ermöglichten. Aus diesen Anfängen entwickelten sich bedeutende Bankengruppen, die sich heute aber trotz des genossenschaftlichen Hintergrundes in den Geschäftsmodellen und auch Organisationsmodellen deutlich unterscheiden. Nur geringe Unterschiede bestehen aber in den aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen. In der EU sind diese unter dem Begriff Bankenunion vereinheitlicht und die Schweiz hat diese Regelwerke, die sich an den Empfehlungen des BCBS (Basel III) orientieren, weitgehend ähnlich eingeführt.
Vergleichbare Rahmenbedingungen müssten eigentlich zu ähnlichen Lösungen führen, was jedoch aufgrund der historischen Unterschiede und dem Einfluss der Politik bis heute nicht der Fall ist. Dies sollte jedoch kein Hindernis sein, die Vorteile der jeweiligen Systeme zu übernehmen.

Im Kerngeschäft sind die Genossenschaftsbanken in Österreich und in Deutschland deutlich diversifizierter als die Schweizer Raiffeisengruppe. Das Geschäft mit KMU-Kunden und auch die Dienstleistungspalette im Privatkundenbereich mit Zahlungsverkehr, Wertpapiergeschäften und Versicherungen sind deutlich ausgeprägter als in der Schweiz. Die Schweizer Raiffeisengruppe fungiert in erster Linie als „Bausparkasse“ – zwar ohne staatliche Förderungen, aber mit einer starken Fokussierung auf Einlagen auf der Passivseite und hypothekarisch besicherten Wohn- und Gewerbebaufinanzierungen. Dieses Geschäftsmodell hat systemimmanent eine ausgeprägte Fristentransformation als Ertragsbestandteil. Damit hängt die Rentabilität vor allem von den herrschenden Zinskonstellationen ab. Vor allem in Zeiten von sinkenden Zinsen steigen die Gewinne, in Zeiten steigender Zinsen sinken diese aufgrund der Fixzinskredite in der Bilanz. Dieser Effekt kann zwar mit Derivaten ausgesteuert werden, aber aufgrund der Unberechenbarkeiten der Zinsentwicklung lassen sich auch teils erhebliche Schwankungen nicht vermeiden. Eine besondere Entwicklung stellt die Zeit seit der Finanzkrise dar. Die im Vergleich zu den Kreditzinsen deutlich stärker sinkenden Einlagenzinsen führten zunächst zu Rekordgewinnen, die nun allerdings durch das zunehmend schlechter verzinste Neugeschäft erodieren.

Insofern war der Erfolg der genossenschaftlichen Bankorganisationen vor allem in der Schweiz und in Deutschland weniger einem überlegenen Geschäftsmodell geschuldet, sondern den Reaktionen der Zentralbanken auf die Finanzkrise. In beiden Ländern wurden die reichlich vorhandenen Eigenmittel zum Ausbau des Kreditgeschäftes genutzt und stiessen in die Lücke vor, die vor allem die Grossbanken mit ihren RWA-Abbauprogrammen hinterliessen. Etwas anders präsentiert sich die Situation in Österreich: Dort dominieren variabel verzinste Kredite das Geschäft und ermöglichen aus dem Kundengeschäft heraus keine derart ausgeprägte Fristentransformation. Das führt zu einer deutlich geringeren Zinsspanne vor allem zu Deutschland, allerdings auch zu deutlich weniger Risiko. In Österreich halfen aber die Beteiligungserträge und Aufwertungen, die aus der Expansion der RZB Raiffeisenzentralbank (heute: Raiffeisen International) nach CEE stammten. Die absolute Zinsmarge ist zwar in der Schweiz am geringsten, sie ist aber im Wesentlichen durch günstige Kundenmargen induziert, die aber durch den im Vergleich zu Österreich und Deutschland viel höheren Kreditbetrag pro Kreditgeschäft absolut ausgeglichen wird.

Während die deutsche Genossenschaftsorganisation in ihrer Geschichte weder im Inland noch im Ausland – abgesehen von einigen im Verhältnis wenig bedeutenden Engagements der Pfandbriefbanken in den USA und den PIGS Staaten, der DVB, und über ihre Minderheitsbeteiligung an der österreichischen ÖVAG – Diversifikationen eingegangen ist, weist sie eine sehr kontinuierliche und stabile Entwicklung auf und gilt heute als eine der solidesten Bankengruppen Europas. Eine ganz andere Entwicklung konnte man in Österreich beobachten. Das Spitzeninstitut RZB der Raiffeisenbankengruppe war Ende der 1980er Jahre durch den rasanten Zinsanstieg am Geldmarkt in eine Schieflage geraten und wurde mit Mühe durch den Sektor aufgefangen.

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Privatkundenbanking

Produktivität als strategischer Erfolgsfaktor – Große Leistungsunterschiede im Ranking bei Regionalbanken

CONFIDUM Produktivitätsstudie Management Summary Ergebnisse 2016

  • Die Produktivitätsstudie bezüglich der Regionalbanken in Deutschlandund Österreich wurde – diesmal mit den Abschlusszahlen von 2016 – nun zum zweiten Mal durchgeführt; im Gesamtbild zeigt der Vergleich mit 2015 eine positive Entwicklung – allerdings werden die Unterschiede zwischen den einzelnen Banken noch deutlicher
  • Mit einem Durchschnittswert von bKER 120 über alle erfassten Institute sind die Regionalbanken von einem Zielwert von unter 105 noch weit entfernt – betrachtet man konkurrenzierende Geschäftsmodelle, die vor allem die Produktivitätschancen der Digitalisierung konsequent ausnutzen (DKB, ING-DiBa, Sparda-Banken, PSD-Banken), so erzielen diese mehr als doppelt so gute Produktivitätswerte
  • Die Unterschiede zwischen den einzelnen Banken sind allerdings enorm: Von den erfassten über 1.500 Banken liegen nur 10 % im „grünen Bereich“ von unter bKER 105 – diese repräsentieren aber ca. 21 % des Geschäftsvolumens; im „roten Bereich“ (über 130 bKER) befinden sich ca. 56 % der Banken mit einem kumulierten Geschäftsvolumen von ca. 34 %
  • Eine Analyse der Rankings zeigt, dass sich auf den vorderen Rängen Institute aus allen Sektoren, Grössenordnungen und Marktgebieten wieder finden – das bestätigt ganz klar, dass der bestimmende Erfolgsfaktor zu einer guten Produktivität letztendlich endogen ist – das Management und die von ihm anvisierten Ziele
  • Während in Österreich bezüglich der Corporate Governance in den dezentralen Sektoren eine differenzierte Situation vorherrscht,  steht in Deutschland der „Stakeholder Ansatz“ im Mittelpunkt; die dort herrschenden Konstellationen bezüglich Zinsänderungsrisiko aber auch die zur Performance-Messung verwendeten klassischen Kennzahlen verschleiern oft den Blick auf die Managementleistung; mit dem neuen Instrument der Geschäftsmodellanalyse im Rahmen des SREP steht der Aufsicht nun ein Instrument zur Verfügung, der Produktivität im Kundengeschäft mehr Bedeutung zuzumessen
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Fusionsmanagement

Erfolgsfaktoren von Fusionen

Die Anzahl der Fusionen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Eine Studie der Managementberatung Confidum untersuchte die relevanten Erfolgsfaktoren in einer Studie.

Es gibt keine Statistik über die Fusionsvorhaben, die letztendlich nicht ins Ziel gebracht werden. Experten gehen davon aus, dass die Anzahl der abgebrochenen oder gar in den Versammlungen abgelehnten Fusionen nahezu gleich hoch ist wie die erfolgreich abgeschlossenen. Die Gründe für die Fusionen sind vielfältig: Zunächst bringt die anhaltende Niedrigzinsphase enormen Konsolidierungsdruck. Verstärkt wird das durch die immer weiter steigenden regulatorischen Herausforderungen, die für kleinere Häuser kaum mehr zu bewältigen sind. Ein wichtiger Faktor ist auch die Dynamik, die durch Banken ausgelöst wird, die durch aktive Fusionspolitik schon beträchtliche Betriebsgrößen und Schlagkraft erreicht haben und in den Regionen weitere Positionierungsfusionen auslösen. Das ist auch ein wesentlicher Unterschied zu den Fusionen der Vergangenheit. Sie waren meistens Resultate verfehlter Kreditpolitik oder von direkten gesetzlichen Vorgaben. Heute sind es vielmehr strategische Überlegungen, die in eine aktive Kooperations und Fusionsstrategie resultieren. Solche Zusammenschlüsse haben andere Logiken und Erfolgsfaktoren wie die traditionellen, oft von exogenen Faktoren erzwungenen früheren Fusionen. In der Studie wurden drei Themenbereiche auf einer 10Punkte Skala (0 = trifft überhaupt nicht zu bis 10 = trifft voll umfänglich zu) bewertet:

  • Ziele und Auslöser von Fusionen
  • Erfolgsfaktoren von Fusionen
  • Projektorganisation und Gefährdungspotenzial von Fusionen. Befragt wurden jene Vorstände von Genossenschaftsbanken, die seit dem Jahr 2013 bis zum Sommer 2017 eine erfolgreiche Fusion umgesetzt haben. Die Rücklaufquote lag bei etwa 30 Prozent und bildet damit eine robuste empirische Basis. Die Ergebnisse sind für Experten wenig überraschend, bestätigen aber praktische Erfahrungen und Rückschlüsse und auch das bewährte Projektvorgehen in Fusionsvorhaben.

Ziele und Auslöser

Waren in der Vergangenheit sehr oft Eigenkapitalthemen und Bilanzstruktur die bestimmenden Fusionsgründe, so hat sich das Bild in der aktuell laufenden Fusionswelle stark gewandelt: Mit besseren Geschäftsmöglichkeiten und der Erzielung von Kostenvorteilen steht eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt (siehe Abbildung). Das wird auch durch die jüngst durchgeführte Befragung von Bundesbank und BaFin („Niedrigzinsumfrage“) bestätigt: Nahezu die Hälfte aller 1.500 befragten Regionalbanken beschäftigen sich mit dem Thema Fusion und über 10 Prozent befinden sich in einem konkreten Projekt. Aber schon an dritter Stelle – nahezu gleichwertig benannt – folgt die bessere Positionierung für zukünftige Zusammenschlüsse. Das impliziert die Erwartung der Vorstände, dass die laufende Konsolidierung länger anhält und deutlich größere Banken bedingt, als das heute schon der Fall ist. Insbesondere wird mit einer gezielten Fusionsstrategie versucht, für die wohl erforderlichen Fusionen in den nächsten Jahren in die Pole Position zu kommen, oder zumindest eine Startposition zu gewinnen, die eine gute Verhandlungsposition zur Besetzung der TopGremien und der Definition von zentralen Standorten mit sich bringt. Attraktivität als Arbeitgeber, regulatorische Anforderungen, Eigenkapitalausstattung und Bilanzstruktur rangieren schon im Mittelfeld. Nachfolgeüberlegungen hingegen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Damit bestätigt die Umfrage die geänderten Rahmenbedingungen für Fusionen und zeigt auch, dass sie ein erfolgskritisches Thema für die Wettbewerbsfähigkeit darstellen. Allerdings fehlt im Gegensatz zu den klassischen Kapitalproblemen der zwingende Charakter.

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Bankenumfeld

Low rates hobble Germany’s public banks

Germany’s public-sector banks are not meant to be profitable – they have a social function – but even though stresses will continue, savings banks have found ways to work with the Landesbanks.

Reichenau am Bodensee, which lies about 10 kilometres west of Konstanz in southern Germany, is a pretty little town. It has an eighth-century Benedictine monastery, picturesque half-timbered houses and a handful of welcoming Gaststätten. And like every German town and city, it has its obligatory savings bank, Bezirkssparkasse Reichenau. With assets of a little over €1 billion at the end of 2016, deposits of just over €600 million, loans of €950 million and a workforce of 132 employees, Reichenau’s savings bank is hardly a global systemically important bank. But it is remarkable in one respect. According to one recent study, it is the most efficient savings bank, or Sparkassen, in Germany among those with a balance sheet of more than €300 million. The survey of productivity among German and Austrian savings and cooperative banks was undertaken by Confidum, a Swiss financial management consultancy. Its managing director, Christof Grabher, says that in today’s interest rate environment, traditional measures of efficiency in the banking industry have lost their relevance.

The most popular of these yardsticks is the cost-to-income ratio, which collectively hovers at over 60%. “Firmly entrenched among the worst in Europe”, is how they were described in a recent speech by Andreas Dombret, member of the executive board of the Deutsche Bundesbank.

Confidum’s measures of productivity in the German banking sector are even less flattering. “Cost-to-income ratios are an imperfect efficiency indicator because the calculation is based on net interest margins, which are a reflection of accommodative ECB policy, rather than real productivity,” says Grabher. “Our survey compares cost efficiency ratios, which take into account total operating expenses relative to customer business volumes.” The Confidum ratios make uncomfortable reading for Germany’s savings banks. Grabher says that a ratio in excess of between 110 and 115 is unlikely to be sustainable in a low interest-rate environment. Under this methodology, Reichenau’s savings bank will have little to worry about, with a ratio of 86. Nor will larger Sparkassen in cities such as Hamburg and Munich. But with only 29 savings banks scoring 114 or lower in the Confidum rankings, the majority remain ill-equipped to navigate an extended period of low rates.

Policy

Of course, rates will not stay low for ever. But as Grabher says, it is not just today’s abnormal monetary policy environment that is creating headaches for Germany’s Sparkassen. Recent regulatory changes are making it easier for the small savers that are their lifeblood to switch accounts. That will give fresh impetus to internet banks like ING DiBa, which, with 8 million customers, is already the third-largest retail bank in Germany. ING DiBa says it has a strategy so simple it can be illustrated on a beer mat and its no-branch, no-frills business model clearly gives it a cost advantage that few other retail banks can match. It has a cost-to-income ratio of 40%, versus 64.3% among member banks in the Sparkassen-Finanzgruppe and 67.9% for the cooperative banks. Confidum gives ING DiBa a cost-efficiency ratio of 36, compared with 129 for the Sparkassen and 138 for Commerzbank. However, Georg Fahrenschon, the former Bavarian finance minister who is now president of the German Savings Banks Association (DSGV), argues that the Sparkassen are well-equipped to counter the competitive threat of the direct banks.

“Sparkassen are the biggest internet banking providers in Germany,” he tells Euromoney.

“The Sparkassen app has more than 13 million users, making it the most popular in Germany, and there are now about 500,000 people using our peer-to-peer payment service.” Besides, says Fahrenschon, it is not all about costs.

“Direct banks are fine for customers who want a very fast decision on a standard product from a big computer system,” he says. “But the reality is that if they want a personalized service and have individual questions that need to be answered, there is still no substitute for the Sparkassen.” This proximity to the customer, which has been at the heart of the savings banks’ ethos for well over 200 years, is regarded as a red line by the DSGV.

“We recognize that, on average, customers visit their branches only once a year, which is why Sparkassen are digitalizing the way they interact with clients,” says Fahrenschon. “But we will never abandon the principle of ensuring that Sparkassen serve every community in every region of the country.” This does not mean that savings banks are deaf to the findings of surveys such as Confidum’s, nor to external
analysts’ continuously repeated warnings that with almost 1,900 banks, Germany is overbanked and overburdened with costs. More than 900 Sparkassen branches closed in 2016 and a number of recently published surveys suggest that the universe of savings banks will continue to contract over the next five years. Frankfurt-based finance-market specialist Investors Marketing has forecast that by 2025, around 320 will remain active, compared with close to 400 today.